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Leider nein!

Engstirnig, respektlos, unehrlich und unzuverlässig. Das sind die vier Worte die mir einfallen, wenn ich Sydneys Kreativbranche bzw. die Menschen die dahinter stecken beschreiben muss. Nach sieben Monaten Jobsuche, 137 Bewerbungen und etlichen Interviews habe ich Sachen erlebt, die mir keiner glaubt ...

Leute die mir einen Vollzeitjob angeboten haben und sich dann einfach nicht mehr melden, weil sie es sich anders überlegt haben, Leute die wollen, dass du gratis ein paar Monate auf Probe als Praktikant arbeitest, Leute die einen Jobanzeige schalten und dir dann während dem Interview erklären, dass sie momentan eigentlich gar keine freie Stelle haben und nur mal schauen wollten, was der Markt für Designer zu bieten hat, Leute die mir das Feedback geben, ich wäre zu wenig enthusiastisch und locker und hätte meine Persönlichkeit nicht gezeigt (da hab ich wohl wieder mal das Dauerlächeln vergessen), Leute die dich vertrösten, dass demnächst eine Stelle frei wird, die aber nie frei wird, Leute die mit dir einen Termin ausmachen, dich eine halbe Stunde warten lassen und sich nicht mal dafür entschuldigen, Leute die gar nicht mehr aufhören meine kreative Arbeit zu loben und mir dann aber erklären, dass meine Aufgaben im Büro mehr administrative Tätigkeiten wären, Leute die Bedenken haben, mich auf Grund kultureller Differenzen einzustellen (das könnte sich ja negativ auf die Arbeit auswirken), Leute die dich überreden zwei Tage unbezahlt auf Probe zu arbeiten und nicht mal den Anstand haben, dir wenigstens einen Kaffee anzubieten, Leute die dir einen Freelance Auftrag geben und dir unter den großartigsten Ausreden die Daten nie zukommen lassen, Leute die meinen, sie können mich unmöglich einstellen, wenn ich keine Arbeitserfahrung in Australien habe (weil was andere Länder machen, das interessiert uns ja nicht), Leute die dich für eine Woche als Freelancer buchen, es sich aber einen Tag vorher anders überlegen, Leute die zu feige sind dir ins Gesicht zu sagen, dass sie dich nicht wollen und stattdessen bedauern, sie hätten keine freie Stelle und einen Tag später aber eine Jobanzeige schalten, Leute die meinen, sie hätten Angst dass mein Englisch zu schlecht wäre (obwohl mein Englisch sehr gut ist), Leute die dir sagen, sollte ich den Job bekommen, muss ich aber bereit sein mit kurzem Rock, High Heels und geschminkt ins Büro zu kommen, Leute die Bewerber ohne »Permanent Residency« von vornherein ausschließen (obwohl ich mit meinem Visum uneingeschränkt hier leben und arbeiten darf), Leute die dich um sechs Uhr abends anrufen und ganz dringend am nächsten Tag einen Freelancer brauchen, wenn du am nächsten Tag schließlich im Büro ankommst, meinen sie aber locker lässig: »Ach, das hat sich bereits erledigt!«.

Was ist also los mit den Menschen hier? Sind das alles nur Schwätzer, viel leere Luft und nichts dahinter? Kann man hier gar niemandem vertrauen? Ist Australien rassistisch? Sind die Aussies gar weltfremd? Oder ist das einfach nur die Großstadt?

Fakt ist, dass viele Australier ihr eigenen Land nie verlassen haben und es interessiert die meisten Menschen hier auch sonderlich wenig, was im Rest der Welt passiert. Außerdem ist der »Rest der Welt« ja auch weit, weit weg. Außer Sichtweise quasi. Auch kann man deshalb glaub ich allgemein sagen, dass Australien nicht in demselben Ausmaße an Globalisierung teilnimmt, als das in Europa der Fall ist. Über den eigenen Tellerrand wird hier eher selten hinaus geschaut. Manchmal kommt es mir also so vor, als würde ich auf einer kleinen isolierten Insel leben, die eigentlich keine Ahnung vom Rest der Welt hat. Und es stimmt irgendwie ja auch.

Und doch ... es gibt Hoffnung. Australiens Gesellschaft ist noch nicht am Ende der Menschlichkeit angelangt (nur über die Kreativbranche mache ich mir ehrliche Sorgen). In dem Café in dem ich als Bedienung arbeite, hatten sie weder Bedenken mich einzustellen, obwohl ich null Erfahrung im Gastgewerbe habe, noch hatten sie Angst davor, dass kulturelle Differenzen die Gäste vertreiben könnte. Des weiteren wurde ich fürs Probearbeiten angemessen entlohnt und bekomme so viel Kaffee und Essen, wie ich mag. Hier galt ganz einfach die Devise: Komm vorbei, beweise dich und wenn du den Job gut machst, dann passt das für uns. Man muss aber auch dazu sagen, dass die Besitzer und die Angestellten keine typischen Australier sind, sondern ihre Wurzeln alle woanders haben.

Für die Kreativbranche sehe ich aber schwarz. Die Konkurrenz und die Zahl an arbeitslosen Grafikern ist hier unglaublich hoch. Es macht die Sache auch nicht einfacher, dass es neben den vielen Ausländern die ihr Glück hier versuchen (mich eingeschlossen), auch mehrere Unis gibt, an denen man Grafik Design studieren kann und nebenher noch mindestens vier oder fünf Colleges – manche ohne jegliche Zugangsbeschränkungen – an denen man sich in kürzester Zeit zum Designer ausbilden lassen kann. Der Markt wird also regelrecht überschwemmt mit kreativhungrigen Grafikern, die wenigsten von ihnen bekommen aber einen Job. 100 Bewerbungen innerhalb der ersten 24 Stunden für eine freie Stelle in einem renommierten Büro sind absolut keine Seltenheit. Wie soll man sich hier als Ausländer gegen die restlichen 99 durchsetzen, in einem Land in dem man am liebsten alles auf die australische Art hat und Erfahrung im Ausland nichts wert ist?

In solchen Situationen kann man nicht anders, als das Bildungssystem in Frage zu stellen. Macht es wirklich Sinn, dass hier JEDER ohne Einschränkung oder Aufnahmeprüfung die Chance hat, als Grafiker ausgebildet zu werden? Auch wenn die Branche total übersättigt ist und die meisten niemals einen Job bekommen werden? Die Folge davon ist nämlich genau der Zustand, den ich hier und jetzt erlebe. In der Kreativbranche muss man weder aufgeschlossen, weltoffen, ehrlich, noch zuverlässig sein oder seine Mitarbeiter respektvoll behandeln. Da warten nämlich noch genug andere vor der Tür, die um jeden Preis alles tun würden, um einen Job zu bekommen.

No worries?
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Eingestellt von : Nina Fischer
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Lisa aus Deutschland

Im Gespräch mit Auswanderern über das Leben auf der großen Insel, die schönen Seiten Australiens, an was wir uns nie gewöhnen werden und was man so alles von daheim vermisst: Diesmal mit Lisa aus Deutschland, die aufgrund einer beruflichen Entsendung nach Sydney gekommen ist und hier erstmals ein paar Jahre das Leben in Australien testen möchte.

Über dich und deine Erlebnisse:

Wie alt bist du, woher kommst du und was machst du in Australien?
Ich komme aus Herford, einer 70.000 Einwohner großen Stadt im schönen Ostwestfalen (NRW) Deutschlands, wo die Leute im Allgemeinen mürrisch und hart zu knacken sein sollen, aber im Inneren ganz ganz feine, treue und loyale Menschen sind. Ich bin 27 Jahre alt und bin im Rahmen einer 2-jährigen beruflichen Entsendung in Sydney zum Arbeiten gelandet und bin nun seit neun Monaten hier.

Warum genau Australien?
Bei einer beruflichen Entsendung kann man es sich als Arbeitnehmer nicht aussuchen, wohin die Reise geht, aber ich dachte zuvor immer: Wenn mal im Ausland arbeiten und leben, dann wäre Australien mein Favorit. Ansonsten wären Kanada und Japan weitere Kandidaten gewesen, allerdings war Japan nach der Nuklearkatastrophe letztes Jahr dann raus.

Erinnerst du dich an deinen ersten Tag? Was hast du erlebt?
An meinem ersten Tag hat mich ein Arbeitskollege, der ursprünglich auch aus Deutschland kommt, aber schon seit drei Jahren in Australien arbeitet und lebt, vom Hotel abgeholt und in die Stadt gefahren. Zum ersten Mal das Opera House und die Harbour Bridge bei schönstem Sonnenschein sehen, das war schon aufregend. Kaffee trinken in der Opera Bar und am Darling Harbour und durch die Stadt spazieren, das war ein nettes Sightseeing Programm. Aber am Folgetag begann der Ernst des Lebens mit der Arbeit ...


Was war dein größter Kulturschock?
Die Arbeitsmentalität. Ich muss sagen, dass die Australier (ich nenne jetzt einfach mal alle Australier, die hier eine Permanent Residency oder Citizenship haben – denn ab wann kann man sagen: Du bist Australier?), die ich zu Beginn privat kennengelernt habe super hilfsbereit, liebenswert, interessiert und aufgeschlossen mir gegenüber als neuer Person waren. Auch bei der Arbeit schien der Eindruck identisch zu sein, aber nach wenigen Monaten verblasste dieser Schein. Künstliche Fassaden kann man nicht allzu lange aufrecht halten. Nun ist der Eindruck wie folgt: »Australier« gehen im Allgemeinen nicht gern arbeiten. Und wenn sie sich dann morgens aufgerafft haben und bei der Arbeit erscheinen, sollte man es bloß nicht wagen sie zu stören. Denn der Durchschnittsangestellte scheint zu denken: Ich werde für Anwesenheit bezahlt, nicht für Leistung. Das schlimme daran ist, dass die Führungskraft dies nicht sonderlich sanktioniert. Aber wie auch ... sie merken es ja meist nicht mal. Und wenn man dann auch noch die Dreistigkeit besitzt und versucht Abläufe, Prozesse und simple Tätigkeiten zu verbessern, dann hat man ganz verloren. Denn neben dem eigentlichen Arbeiten ist Veränderung ja immer noch das Schlimmste. Aber dies sind nur die Durchschnittsaustralier ... natürlich gibt es auch Ausnahmen ... wenige ...


Hast du manchmal Heimweh? Was fehlt dir?
Mir fehlt meine Familie, meine besten Freunde, die Option sich schnell mal treffen zu können, das Grün in Deutschland, die Luft draußen zum Atmen, die Traditionen wie das Sonntags-Frühstück mit der Familie, mit deutschen Brötchen, Aufschnitt und ganz viel leckerem Käse, das Essen gehen, bei dem man qualitativ gutes Essen zu einem anständigen Preis bekommt, Wohnfläche die sogar als Eigentum finanzierbar ist, 20 km, die in maximal 20 Minuten mit dem Auto zu bewältigen sind, die Kollegen und Arbeitskultur der deutschen Firma ...

Erzähl mir von Australien:

Wie würdest du Australien mit ein paar wenigen Worten beschreiben?
»Laid back«, viel zu teuer und ein wenig strukturlos.

Was gefällt dir besonders gut an Australien?
Die Strände und die Sportbegeisterung hier.

An was wirst du dich nie gewöhnen?
Die Arbeitskultur mit der fehlenden Arbeitsmotivation, den fürchterlichen Verkehr bzw. die fehlende Infrastruktur für eine 4 Millionen Einwohnerstadt, die Wucher-Preise in Supermärkten und Restaurants, den Lebensstil der Australier.

Wo befindet sich in deinen Augen der schönste Ort in Australien?
Da Australien so unglaublich groß ist, habe ich es bislang mit den wenigen Urlaubstagen, die man als australischer Angestellter hat, nur nach Brisbane im Norden, Canberra im Inland, Tasmania außerhalb von der großen Insel und an der Küste entlang nach Melbourne und ein bisschen weiter zu den Twelve Apostles geschafft – definitiv einer der schönsten Fleckchen Erde hier, wobei die gesamte Strecke landschaftlich einfach super schön ist. Aber mein Lieblingsstrand ist und bleibt Hyams Beach, gut drei Stunden südlich von Sydney. Kaum Wellen, feinster weißer Sandstrand, ein super süßes freundliches Café mit leckerem Kaffee und Essen und noch hinzu mit nicht allzu vielen Besuchern.


Würde deine Wahl wieder auf Australien fallen?
Hhmm ... ich denke, dass es noch wesentlich unattraktivere Länder für eine Entsendung als Australien gibt. Aber je öfter oder länger man von »zu Hause« weg ist, desto mehr lernt man die Dinge, die dort gut laufen, zu schätzen und zu vermissen. Das »schlimmste« an Australien ist, dass es so weit weg ist. Nicht nur von Deutschland sondern irgendwie von allem. Würde man in Spanien leben, hätte man zumindest die Option hin und wieder mal nach Hause zu fliegen. So gibt es diese Option leider nicht. Und da Australien außer Fisch und Rindfleisch nichts günstig kann, sind die Flüge in der Regel auch noch super teuer. Eine Erfahrung ist es aber allemal wert.

Wie australisch bist du bereits?

Sprichst du jeden mit »how're you doing« an?
Nein, ich liebe Abwechslung und kann mich mehrerer Begrüßungsfloskeln sogar in der Englischen Sprache bedienen.

Isst du Vegemite zum Frühstück?
Niemals ... widerlich .... baaahhhh!

Wie hast du die letzten Weihnachten verbracht?
Ich kann mich selbst als Glückskind bezeichnen, dass ich direkt in der ersten Woche in Australien über Zufälle und Umwege meinen jetzigen Freund kennengelernt habe. Er selbst ist nach Australien ausgewandert und so haben wir Weihnachten, Deutsche feiern ja immer noch am 24. Dezember, zu zweit erst am Strand, dann mit einem leckeren Essen, Geschenken und später mit Freunden in der Mitternachtsmesse in der St Mary Cathedral verbracht. Ohne ihn wäre es ein Graus gewesen, aber so war Weihnachten sehr schön.

Für die Aussies ist ein Strand ohne Wellen kein Strand. Was bevorzugst du?
Zum Schwimmen bevorzuge ich Buchten, in denen das Meer wellenfrei ist und ich somit alles, was um mich herum im Wasser passiert sehen kann. Zum Erholen liebe ich das Geräusch der Wellen, aber aufgrund der vielen giftigen Quallen, der Haie und was es sonst noch so in Australien gibt, traue ich mich dort kaum ins Wasser, höchstens zum schnellen Abkühlen im Sommer.

Besitzt du ein Paar Ugg Boots?
Haha, ja ... aber kein in Australien, sondern in den USA erworbenes Paar. Und ich bin sehr froh, dass ich es habe, denn die australischen Winter sind kälter, als ich es angenommen hatte.

No worries!

FOTO: NINA FISCHER
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Eingestellt von : Nina Fischer
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Über das merkwürdige Verhalten der Australier

Vor kurzem habe ich einen äußerst interessanten Artikel entdeckt. Ich war hoch erfreut zu lesen, dass da ein Aussie ganz reflektiert über die Eigenarten seines eigenen Volkes schreibt. Ja ... können die das? Merken die schon, dass sie in den Augen anderer auch ein paar komische Eigenschaften haben?

How is it going? Die ganze Welt (die englische mit eingeschlossen) schüttelt den Kopf und ist verwirrt über die Eigenart der Australier, ständig nach jedermanns Befinden zu fragen, ohne dabei eine ehrliche Antwort zu erwarten.

Australier essen ihre eigenen Wappentiere. Das sind nämlich das Känguru und der Emu. Beide bieten vorzügliche Steaks auf dem BBQ.

Australier können nie zu overdressed sein. Vor allem wenn es zu den beliebten Pferderennen geht. Da ist ein kurzes Ballkleid, Kopfschmuck und High Heels absolute Voraussetzung! Auch weiße Handschuhe sind keinesfalls übertrieben.

Weihnachtslobster statt Weihnachtsbraten. Ganz normal ist es auch in Australien, dass man zu Weihnachten lieber Meeresfrüchte ist und den Tag am Pool verbringt, als sich bei 40°C über einen Braten her zu machen.

Abkürzungen. Die Australier lieben es, alle Wörter abzukürzen oder zu verniedlichen. In manchen Fällen werden sogar komplett neue Wörter gebildet. Da sind sogar Amerikaner und Briten »lost in translation«!

Den Geburtstag der Queen feiern. Die Briten feiern zwar nicht und eigentlich ist es nicht mal das echte Geburtsdatum der Queen, aber die Aussies nutzen den arbeitsfreien Tag um ins Pub zu gehen oder verbringen ihn mit anderen festlichen Aktivitäten.

Ein Bankräuber als Nationalheld. Habt ihr schon mal vom Ganoven Ned Kelly gehört? Der gehört hier nämlich zum Repertoire der berühmten australischen Vorfahren und wurde sogar offiziell zum Nationalheld erklärt.

Australier lieben es zu verreisen. Nur nicht in Australien. Das eigene Land ist ihnen so ziemlich wurscht und auch was es da alles zu sehen oder entdecken gibt, interessiert die Aussies relativ wenig.

Der Unterschied zwischen Flip-Flops und Tangas. Regelmäßig schauen Touristen verwirrt drein, wenn es bei den Aussies um ihre geliebten »thongs« geht. Damit sind hier nämlich Flip-Flops gemeint und nicht »Tangas« wie das im Rest der englisch sprachigen Welt der Fall ist.

Mit einem verschmitzten Lächeln habe ich den Text überflogen, immer noch ungläubig, dass ein Australier der Verfasser dieses Artikels ist – bis er am Ende dann doch zugab, dass ein paar gute Freunde aus anderen Teilen der Welt den Bericht für ihn geschrieben haben. Da hab ich den Aussies wohl doch etwas viel Selbstreflexion zugetraut! Link zum Artikel

No worries!


FOTO: PALEONTOUR (FLICKR)
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Eingestellt von : Nina Fischer
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Nachtrag: Olympische Spiele 2012

Was? Die olympischen Spiele sind für dieses Jahr schon vorbei? Wirklich? Hab ich gar nicht mitbekommen. Die Zeitung reserviert jeden Tag nach wie vor einige Seiten für Themen, Berichte und Bilder über ihre Helden für die zahlreichen Fans der olympischen Spiele. Goldmedaillen werden auf und ab gezählt. Die gutaussehendsten australischen Sportler gekürt. Die schönsten Olympiade-Tattoos gezeigt und die besten Athleten geehrt. Und natürlich Erfolge mit dem Rest der Welt verglichen. Mal zählt Neuseeland zu Australien (die gehören ja so gut wie dazu), mal nicht (die gehören ja wohl gar nicht dazu).

Irgendwie reden die Aussies da einfach gerne drüber. Ach, so viele Medaillen dieses Jahr und die vielen tollen Sportler, die man hier hat. Das ist schon was besonderes, darauf können wir stolz sein! Dazu nicke ich meistens nur. Dann kommt aber immer so nebenbei die unschuldige Frage: »Ach, wie lief es denn für Österreich heuer in der Olympiade?« Verdutzte Gesichter als ich erkläre, dass ich die olympischen Spiele nicht mit demselben Eifer verfolge, wie die Australier. (Und auch nie nachts aufgestanden bin, damit ich alles von Anfang an live miterleben kann). Dass es kein Weltuntergang für mich ist und ich mich nicht für meine Nation schämen muss, wenn wir keine Medaillen gewinnen. Außerdem unterstützt man in Österreich gerne Deutschland, wenn es bei uns im Sport nicht so gut läuft (und immerhin haben die Deutschen in den diesjährigen Spielen besser abgeschnitten, als die Australier). Ha! Da fallen den Aussies fast die Augen aus dem Kopf. Das geht doch gar nicht! Unglaublich! Wie ich angesichts dieser Niederlage so relaxt sein kann und einfach meine Nachbarn unterstütze? Tja ... vielleicht würde den Australiern beim Thema Sport – wo sie nämlich ganz schön verbissen sein können – eine Prise mehr »no worries« ganz gut tun. Wer noch nicht genug hat, der kann hier alles über die australischen Super-Sportler nachlesen: Olympics 2012 Team Australia

No worries!

FOTO: DANIEL COOMBER (FLICKR)
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Heiße Luft und nichts dahinter

Australier sind alle Schwätzer. Das ist auch so eine Eigenart der Aussies an die man sich nur schwer gewöhnen kann. Aufrichtigkeit ist hier sehr schwammig definiert. Damit wird locker umgegangen. Man kann ihnen also nicht immer alles glauben, was sie sagen. Ich würde sogar so weit gehen, zu behaupten, dass Australier keine »Männer und Frauen des Wortes« sind. Hier verspricht man schnell mal irgendetwas, an das man sich dann nicht hält. Unzuverlässig könnte man das auch nennen. Jedenfalls aus meiner Sicht. Die Australier selber scheint dieser lockere Umgang mit Worten (die nur heiße Luft sind) nicht zu stören. Da nimmt man das nicht persönlich. Ist ja alles easy going hier. Verspricht dir also jemand sein altes Handy, einen Job, ein Surfboard oder was auch immer – dann freu dich nicht zu früh: Die Chance ist hoch, dass das nur leere Worte sind.

Man muss also immer auf der Hut sein und darf nicht gleich davon ausgehen, dass hier jeder zu seinem Wort steht. Ein bisschen Misstrauen täte gut. Aber als Fremder lernt man das erstmals auf die harte Tour. Man glaubt ja schließlich an die guten Absichten des Gegenübers und vertraut darauf, dass man sich auf den anderen verlassen kann. Vor allem wenn die besagte Person einem auch noch so nett ins Gesicht lächelt, während sie was verspricht. Aber Achtung, in Australien ist ja immer alles no worries. Und no worries kann man nicht trauen! Am besten also, man glaubt den Aussies nichts, bis man das Resultat vor Augen hat. Einfach mitspielen, die Australier schwätzen lassen, erfreut nicken und zurück lächeln und sich nicht so leicht hinters Licht führen lassen: Die sind ja alle so nett und hilfsbereit hier! Funktioniert nämlich auch andersherum, wenn jemand was von dir will und du es ihm nicht geben willst. Man lernt dazu.

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Eingestellt von : Nina Fischer
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Auswandern

Auswandern macht man irgendwie ganz unbewusst. Wie oft wurde ich schon von Leuten auf meine Lebenssituation angesprochen. Dabei ernte ich Respekt, Verwunderung und Bewunderung. Viele meinen im selben Atemzug »ach, auswandern, ich glaube nicht, dass ich das wirklich könnte« und »Australien ist aber auch so ein tolles Land, da würde ich doch auch gerne leben«.

Ich sehe mich selbst objektiv betrachtet schon als Auswanderer. Ich bin schließlich nach Australien gekommen, um hier ein neues Leben anzufangen. Vielleicht nicht für immer, aber schon mit der Absicht, es mal zu versuchen. Subjektiv betrachtet sieht man das aber anders. Meine spontane Antwort ist nämlich zumeist – ich weiß auch nicht ob ich auswandern könnte, aber ich mache es ja irgendwie gerade.

Wie es da wohl anderen Auswanderern geht?

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Eingestellt von : Nina Fischer
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Zeig mir deine Garage

Steckt in jedem Australier insgeheim ein kleiner Messy? Dieses Wort hat man im deutschsprachigen Europa in den letzten Jahren immer öfter gehört. Das seltsame ist, dass es zwar vom englischen Wort »messy«, also »unordentlich« kommt, hier nennt man das jedoch »hoarder«. Angeblich sind 1,8 Mio. Deutsche von diesem zwanghaften Sammelwahn betroffen. In Australien kommt die Zahl auf 1,1 Mio. Menschen. Da Deutschland jedoch 3,5 Mal so viele Einwohner hat, lässt das darauf schließen, dass die Zahl der Messies hier vergleichsweise hoch ist.

Wie komme ich auf dieses Thema? Beim stinknormalen Durchschnittsaustralier könnte man schnell meinen, dass dieser einen leichten Hang zum Messy-Syndrom hat. Schuppen, Unterstände, Garagen und Vorgärten dienen hier nicht dem üblichen Zwecke, sondern zumeist um irgendwelche Sachen aufzubewahren. Betonung auf irgendwelche. Bloß nichts weg schmeißen. Auch wenn es kaputt ist. Man könnte das ja irgendwann wieder brauchen. Oder reparieren (macht man nur nie). Was der normale Mensch (in meinen Augen) als Müll bezeichnen würde, können die Australier irgendwann wieder brauchen. Oder doch nicht. Dann liegt es halt rum. Stört ja niemanden. Ist doch ganz normal! Und wenn der Schuppen, die Garage oder der Vorgarten voll ist, dann baut man halt einen neuen Schuppen. Den alten ausrümplen? Aber wieso denn! Könnte man doch irgendwann alles wieder brauchen.

Das stößt bei mir also absolut auf Unverständnis. Stirnrunzeln. Zeig mir deine Garage und ich sage dir, wer du bist. Ist die Garage nicht bis oben hin mit irgendwelchem Krempel vollgefüllt – dann ist man wohl kein richtiger Aussie! Eine Garage um sein Auto darin abzustellen? Ja wer braucht denn so was? Ordnungsmenschen haben es also schwer in diesem Land der Unordnung. Manchmal heißt es einfach, Augen zu und durch – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Kein Wunder auch, dass sich die amerikanische Doku-Serie »Hoarders« bei den Australiern großer Beliebtheit erfreut.

Auf der anderen Seite trifft man aber auch immer wieder auf die typisch gepflegten englischen Rosengärten, wo kein Gras an der falschen Stelle wächst. Auch das gibt’s! Da staune ich dann mal nicht schlecht. Manch einer verwandelt seinen Vorgarten in eine Müllhalde, während der andere alles piekfein in Ordnung hält. Und die leben oft gleich nebeneinander.

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Eingestellt von : Nina Fischer
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Auch in Australien ist es kalt

... ich kann es bestätigen! Im Winter ist es hier doch relativ frisch, vor allem in der Nacht oder wenn die Sonne nicht scheint. Man unterschätzt es leicht. Denkt sich, dass es hier ja sowieso nie wirklich kalt wird. In Australien braucht man ja nur Sommerkleidung. Schal, Handschuhe und Kappe? Also davon hat man doch noch nie gehört! Vor allem Touristen sind oftmals erstaunt über die kühlen Temperaturen (und die Tatsache dass die meisten Australier ohne richtige Heizung leben), wenn sie im Winter nach Sydney kommen.

Aber auch die Australier scheinen dies zu unterschätzen. Neulich in der Tageszeitung hieß es, dass die Kälte wieder mal ein paar Opfer gefordert hat. Keine Todesopfer, aber neunzehn arme Australier wurden mit Unterkühlung ins Spital eingeliefert. Man solle die Kälte nicht unterschätzen, heißt es in dem Artikel. Sich warm anziehen und sich nicht zu lange den extremen Temperaturen aussetzen. Sich zwischendurch wieder mal aufwärmen. Alles gut gemeinte Tipps der australischen Regierung.

Und wie kalt war es denn heute eigentlich? Sydney, nachts 8°C, tagsüber 17°C. Klingt ja eigentlich ganz okay. Vorausgesetzt dass man eine Heizung hat. Aber der Winter geht auch irgendwann (hoffentlich bald) vorbei und dann kann man wieder schön bei 40°C schwitzen. Darauf freuen sich hier alle schon sehr.

No worries!
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Eingestellt von : Nina Fischer
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Trinken in der Öffentlichkeit

Willkommen in Australien, dem Land mit den vielen Regeln! Natürlich – wen wundert’s – ist es hier auch untersagt, in der Öffentlichkeit Alkohol zu trinken. Tut man es trotzdem, muss man mit einer Strafe von 200 Australischen Dollar rechnen. Jetzt kommt’s aber: Ist der Alkohol in einen braunen Papiersack verhüllt, dann wird es auf einmal toleriert. Das ist ja fast zu einfach. Was das wohl bringt? Wem man hier wohl was vortäuscht? Oder ist das wieder mal alles nur Geldmacherei?

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FOTO: TED THOMPSON (FLICKR)
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Eingestellt von : Nina Fischer
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Buckelwal hautnah

In Sydney ist Walsaison, alle paar Tage werden irgendwo ganz in der Nähe Wale gesichtet, die sich um diese Jahreszeit quasi auf der Durchreise befinden. Der eine oder andere bucht eine Whale-Watching-Tour um diesen faszinierenden Tieren nahe zu kommen, aber manchmal hat man auch einfach das Glück, zufällig zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und kann sie sogar vom Strand aus beobachten.

Vor ein paar Tagen jedoch wurde ein toter Buckelwal in Sydney angeschwemmt. Durch einen Zufall wie 1 in 1 Million wurde der Wal über eine Brüstung in einen »Ocean Pool« gespült. Das sind künstlich angelegte Swimming Pools an Stränden, die mit Meerwasser überflutet werden. Der ca. 7-jährige männliche Wal, der 30 Tonnen wiegt und eine Länge von 11 Metern misst, hat viele neugierige Besucher an den Strand gelockt. Nicht alle Tage geschieht es, dass man ein so riesiges Tier aus der Nähe betrachten kann.

Es ist anzunehmen, dass das Tier krank war und nach seinem Tod von der Strömung an Land gespült wurde. Die wortwörtlich große Frage, wie man den Kadaver aus dem Rock Pool entfernen kann, hat sich von selber erledigt. Über Nacht, als die Strömung zurück kam, wurde der Riese wieder aus dem Rock Pool heraus gespült und blieb ganz in der Nähe an einem Strand liegen. Dort begann die langwierige 2-tätige Aufräumungsarbeit, bei der der Kadaver schließlich in vier Teile geteilt und abtransportiert wurde. Möge er in Frieden ruhen.

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Eingestellt von : Nina Fischer
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Leseratten

Ich bezweifle, dass die Australier sich selber als Leseratten bezeichnen können. Warum? Weil auch Bücher hier unverschämt teuer sind. In einer Buchhandlung zahlt man locker mal 24 Dollar für ein Buch mit Softcover. So ist das wohl, wenn man am Ende der Welt lebt. China ist zwar der größte Handelspartner, aber alles was aus Europa oder Amerika kommt (und das ist doch einiges), kostet hier zumeist das doppelte. Die Australier kennen es nicht anders, können sich also auch nicht wirklich darüber beschweren. Für hier heimische Europäer und Amerikaner kann dies jedoch äußerst frustrierend sein.

Gerade kürzlich habe ich ein Bücherset von vier Büchern auf Amazon Deutschland bestellt. Die Bücher sind in Englisch und werden von England importiert. Setpreis: 18 Euro. Würde ich diese vier Bücher hier kaufen, dann wären das knappe 70 Dollar. Ach, und hab ich schon erwähnt, dass es in Australien kein Amazon gibt? Kaum zu glauben, aber wahr. So fortschrittlich ist man hier noch nicht. Außerdem könnten die ganzen Buchhandlungen wahrscheinlich zumachen, wenn Amazon seine Ware zu einem günstigeren Preis übers Internet verkauft. Und was machen die Aussies also, wenn sie irgendetwas online bestellen wollen? Sie vertrauen auf Ebay. Ich bestelle meine Bücher jedenfalls weiterhin bei Amazon Deutschland und hoffe auf gute Menschen, die sie mir mitbringen, wenn sie in Down Under vorbei schauen.

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FOTO: EMILY CARLIN (FLICKR)
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Eingestellt von : Nina Fischer
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Ist Sydney eine sichere Stadt?

Dieses Thema wird in letzter Zeit heiß diskutiert. Von offizieller Seite her besteht man darauf, dass Sydney eine absolut sichere Stadt ist, in der man sich nicht vor kriminellen Übergriffen fürchten muss. Das Image wurde bisher immer fleißig aufpoliert und alles schön geredet. Sydney hat jedoch Problemzonen aufzuweisen und es wird immer schwieriger, diese zu ignorieren.

Jeden Montag liest man darüber in der Zeitung oder hört davon im Radio. Nächtliche Übergriffe am Wochenende sind mittlerweile so häufig geworden, dass Sydneys Image als sichere Stadt langsam aber sicher anfängt zu bröckeln. Und das ist größtenteils dem Stadtteil »Kings Cross« zu verdanken. Hier wird die Nacht zum Tag: Restaurants, Nachtclubs, Bars, Rotlichtmilieu – da treffen sich Sydneys Nachtschwärmer. Dabei kommt es regelmäßig zu gewalttätigen Ausschreitungen, die zumeist junge alkoholisierte Männer betrifft. Jede Woche wird mindestens eine Person erstochen, erschossen, zusammen geschlagen oder zu Tode geprügelt.

Die absolut feigste Art des Angriffs ist auch leider die häufigste: Der »king-hit« (ja dafür gibt es in Australien sogar ein Wort) beschreibt wie der Täter ohne Vorwarnung, oft auch von hinten, einen K.O. Schlag der zumeist fatale Folgen hat, auf sein ahnungsloses Opfer ausführt. Als in genau solch einem Fall vor ein paar Wochen ein 18-jähriger am frühen Abend grundlos und absolut unprovoziert auf offener Straße nach einem Schlag ins Gesicht bewusstlos zu Boden ging und sich dabei so schwere Kopfverletzungen zuzog, dass er zwei Tage später im Krankenhaus verstarb, war ganz Sydney geschockt.

Jetzt gibt es wohl kein um-den-heißen-Brei-herum-reden mehr. Man muss sich nun doch eingestehen, dass Sydney ein ernstzunehmendes Problem hat, was die Gewaltbereitschaft der Australier betrifft. Laut einer Statistik wurden zwischen März 2010 und März 2011 ganze 213 tätliche Übergriffe in Kings Cross registriert. Das sei für diese Gegend jedoch »normal«, die Gewaltrate würde sogar eher sinken als steigen. Link zum Artikel

So genannte »bar fights« sind in Australien sowieso an der Tagesordnung. Sich zwischendurch mal zu prügeln, scheint hier irgendwie für viele dazu zu gehören. Als Grund kann schon genügen, wenn man jemanden aus Versehen anrempelt. Konflikte entstehen schnell und gewaltfreies Konflikte lösen, dass können und möchten die meisten Australier nicht. Manche beschuldigen den Alkohol. Andere nennen es schlicht und einfach Aussie-Ehre sich selber und seine Freunde (wenn es sein muss durch Schläge) zu verteidigen.

No worries!

FOTO: MIXY LORENZO (FLICKR)
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Eingestellt von : Nina Fischer
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