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Hat das Great Barrier Reef eine Zukunft?

Das Great Barrier Reef erstreckt sich 2.600 km entlang der Küste von Queensland und ist als größtes Korallenriff der Erde bekannt. Seit 1981 gehört es zum UNESCO Weltkulturerbe und beheimatet 350 verschiedene Korallenarten, Wale, Delphine, Seekühe, Haie, Rochen, sechs der sieben weltweit vom Aussterben bedrohten Meeresschildkröten und an die 1.500 Fischarten.

Das außergewöhnliche Naturwunder ist das Traumziel jedes Touristen, der nach Australien reist. Die ernst zu nehmende Frage ist jedoch, wie lange das Great Barrier Reef in der jetzigen Form noch existieren wird. Die Bedrohung des Riffs hat im letzten Jahrzehnt langsam aber sicher zugenommen, das empfindliche Ökosystem wird in der Folge immer mehr aus dem Gleichgewicht gebracht. Die Gesundheit des Riffs hängt in direkter Linie von dessen Korallendichte ab – seit 1985 sind jedoch bereits 50% der Korallen verschwunden. Daher müssen wir uns fragen: Werden unsere Enkelkinder dieses Naturwunder noch mit eigenen Augen betrachten können?

Bereits in den Jahren 2011 und 2012 fiel der Report der UNESCO äußerst negativ aus. Bedroht wird das Weltkulturerbe in erster Linie durch die Auswirkungen des Klimawandels (Naturkatastrophen und Erwärmung der Ozeane), schädigende Umwelteinflüsse (Wasserverschmutzung), sowie Australiens lukrativstem Wirtschaftszweig, der Kohlebergbauindustrie, die im Gebiet des Great Barrier Reefs wichtige Exporthäfen hat.

Bedrohung durch Klimawandel
Die ideale Wassertemperatur für das Ökosystem im Great Barrier Reef beträgt 28-30°C. Schon eine geringe Abweichung davon kann das empfindliche Gleichgewicht stören und verheerende Folgen haben. Durch den Klimawandel und die Erderwärmung nehmen auch die Temperaturen der Ozeane zu, was in weiterer Folge die so genannte »Korallenbleiche« auslösen kann – ein Prozess bei dem die lebenswichtige Symbiose zwischen Algen und Korallen zerstört wird. Im schlimmsten Falle kann dies zum Massensterben von Korallen führen. Ein empfindliches Ökosystem wie das Great Barrier Reef leidet aber auch unter Naturkatastrophen wie Fluten und Zyklone, die sich in Queensland jedes Jahr in den Sommermonaten häufen. Dabei können mitunter große Teile des Riffs zerstört werden. Die Korallen regenerieren sich zwar, das Riff erholt sich von selber, der Prozess dauert jedoch 10-20 Jahre.

Bedrohung durch Wasserverschmutzung
Im Hinterland von Queensland befinden sich etliche Farmen und Plantagen deren Felder mit Dünger bearbeitet werden. All das was im Laufe der Zeit dort weg gespült wird, landet irgendwann früher oder später im Meer. Der Überschuss an Nährstoffen im Wasser stört einerseits das Wachstum von Korallen und fördert andererseits die Verbreitung von Plankton und Algen. Dies führt in weiterer Folge zu einer explosionsartigen Vermehrung von Dornenkronen-Seesternen. Diese ungeliebte Spezies ernährt sich von Korallen und kann in »Großangriffen« ganze Korallenriffe kahl fressen. Laut Forschern fand ein Befall von Dornenkronen-Seesternen, der mit einer Heuschreckenplage auf dem Land verglichen werden kann, früher nur alle 50-80 Jahre statt. Heute tritt das Problem schon alle 15 Jahre auf, was den Korallen nicht genug Zeit zur Regeneration lässt.

Bedrohung durch Bergbauindustrie
Australien ist der größte Kohleexporteur der Welt. Im Hinterland von Queensland befinden sich riesige Abbaugebiete – und der Weg auf dem die Rohstoffe nach Asien abtransportiert werden, geht direkt durch das Great Barrier Reef. Auch die Erdgasindustrie wird in Queensland zusehends aufgebaut und soll sich ebenfalls der Häfen und Exportwege durch das Great Barrier Reef bedienen. Der Ausbau von mindestens sechs neuen Mega-Häfen ist teilweise geplant oder sogar bereits in Bau. Die neuen Transportwege müssen zuerst einmal freigebaggert werden, dass dabei Teile des Great Barrier Reefs zerstört werden, ist unumgänglich. Damit wird in Zukunft mindestens ein riesiger Tanker pro Stunde die Bewohner des Riffs stören. Es sollen 330 Millionen Tonnen Kohle pro Jahr direkt durch das Great Barrier Reef befördert werden. Von einer möglichen Katastrophe ganz zu schweigen, sollte ein Schiff auf das Riff auflaufen. Was das für Folgen hat, weiß man bereits aus dem Jahre 2010, als ein chinesischer Tanker einen 3 km langen Schaden am Riff anrichtete und dabei vier Tonnen Öl verlor. Die Stelle des Great Barrier Reefs ist heute so gut wie unbewohnt, Experten schätzen dass es 10-20 Jahre dauern wird, bis sich das Riff davon erholt hat.

Höchste Zeit zum Handeln
Die Probleme um das Great Barrier Reef sind vielschichtig. Globale Erwärmung, Naturkatastrophen und deren Folgen sind schwerer zu bekämpfen als der Ausbau der Industrie. Laut Expertenmeinungen braucht das Ökosystem seine ganze Kraft und Energie, um sich ersteren Problemen zu stellen, denn das Korallenriff steht durch äußere Umwelteinflüsse bereits so stark unter Stress, dass ihm kaum Zeit bleibt, sich zu regenerieren. Eine zusätzliche Belastung durch die Industrialisierung könnte deshalb fatale Folgen haben.

Laut Expertenmeinungen die aus dem aktuellen UNESCO Report hervorgehen, hat Australien leider auch dieses Jahr darin versagt, alle möglichen Maßnahmen zu ergreifen, um das Great Barrier Reef zu schützen. Die australische Regierung wird vor allem bezüglich dem Ausbau der Exporthäfen zur Beförderung von Kohle und Erdgas stark kritisiert, weil sie offensichtlich nicht willens ist, aktiv in den Interessenkonflikt zwischen wirtschaftlichem Profit und dem Schutz des Great Barrier Reefs einzugreifen. In einem Ultimatum hat Australien nochmals bis 1. Februar 2014 Zeit bekommen, um sich der Probleme anzunehmen. Sollte dies nicht geschehen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die UNESCO das Great Barrier Reef als »gefährdetes Weltkulturerbe« auf die Rote Liste setzt.

Wollen die Australier das tatsächlich auf sich sitzen lassen? Schon jetzt spricht man von einer Schande. Wie soll man das der Weltöffentlichkeit erklären? Und noch viel wichtiger, wie soll man das seinen Enkelkindern erklären, wenn das Great Barrier Reef bis dahin nicht mehr existiert? Auch die Tourismusbranche hat verständlicherweise Angst, hängen gar 60.000 Jobs in der Queensland Tourist Industry von den Besuchern aus aller Welt ab, die jedes Jahr nach Australien kommen, um das Great Barrier Reef mit eigenen Augen zu bestaunen. Die Zukunft des großen Naturwunders scheint ungewiss. Alle beteuern, wie wichtig ihnen das Great Barrier Reef sei. Wie lange es jedoch allen Widrigkeiten zum Trotz bestehen kann, bleibt unklar.

No worries!

10 Kommentare:

  1. Sehr informativ!Es wäre wirklich schade um dieses Paradies! Außerdem: Ich befürchtete schon, dass dieser interessante Blog für immer verstummt sei - ich bin froh, dass dem nicht so ist!

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  2. Das war aber eine lange Durststrecke!
    Der Blog lebt wieder und ich hoffe er bleibt auch am Leben.
    LG

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  3. "Bedrohung durch die USA" fehlt noch.
    http://www.spiegel.de/politik/ausland/us-marine-will-bomben-am-great-barrier-reef-bergen-a-913232.html

    Es gibt auch irgendwo ein deutsches Video zu dem ganzen Thema. Kann es aber grad nicht finden. Wer mehr zum Thema wissen möchte kann hier weiterlesen:

    http://www.spiegel.de/international/world/australia-debates-how-to-protect-the-great-barrier-reef-a-900911.html

    Wie immer zerstört der Mensch die Natur. Ich glaube hier gibt es keine wirkliche Lösung. Den Australiern und den Toursiten ist das alles ziemlich egal. Vielleicht gibt es einen kleinen Anteil, der sich mit dem Thema auseinandersetzt, aber dem Großteil ist das alles egal. Die Politik müsste einschreiten. Aber die regulieren überhaupt nichts, solange die Scheine flattern. Aktivistengruppen vor Ort bestehen aus ein oder zwei Personen. Die haben keine Chance. Australien hat weder eine gesunde Kultur (woraus Bewustsein entstehen könnte) noch die Anzahl an Einwohnen um hier etwas zu reißen. In Deutschland ketten sich Menschen an Gleisen und Straßen. Hier gehts in den Pub :)

    Cheers aus Sydney

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    1. Danke für die Info! Ich stimme mit dir größtenteils überein. Demonstrieren und für etwas eintreten, das haben die Australien jedenfalls noch nicht gelernt. Wie du sagst, du zuckt man lieber mit den Schultern, bedauert dass es tragisch ist und geht eine Runde ins Pub.

      Liebe Grüße!
      Nina

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  4. Habe mal irgendwo gehört, dass das die beste Grantie für ein langes und depressionsfreies Leben sein soll!;-)

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  5. Das Great Barrier Reef ist das größte Paradies der Erde und wegen der Geldgier mancher Menschen wird dieses einfach zerstört. Auch der Regenwald wird immer mehr zerstört, weil die Menschen immer höhere Ansprüche bekommen. Man sollte wirklich dringend etwas unternehmen, denn auch durch die ständig Umweltverschmutzung wird der Erde nur Schaden hinzu gefügt. All das was die Natur und die frühere Kultur hinterlassen hat wird bald einfach verschwunden sein. Leider kann man nur zu vielen etwas wirklich bewegendes unternehmen und so sollten alle dazu aufgefordert sein, die Natur zu schützen !!!

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    1. Hallo Anonym,

      es ist leider wahr was du schreibst, die Zukunft des Great Barrier Reefs und anderen Naturparadiesen dieser Erde ist leider ungewiss. Besonders traurig ist, dass es offensichtlich in Australien – einem hoch entwickelten Land das für seine einzigartigen Naturwunder bekannt ist – kein großes Anliegen ist, das Great Barrier Reef zu schützen.

      Liebe Grüße,
      Nina

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  6. Hallo Nina, sehr gute Zusammenfassung der aktuellen Lage! Habe gerade mit einer (deutschstaemmigen) Wissenschaftlerin vom AIMS in Towsville geprochen. Sie sagt, dass eh nur noch 15% des Riffs intakte Korallen hat und es fuer die Zukunft sehr duester aussieht....

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    1. Danke für deinen Kommentar! Der Bericht ist nun schon eine Weile her und leider hat sich die Lage in der Zwischenzeit nicht unbedingt verbessert, sondern eher verschlechtert... Wirklich schade darum.

      Lg aus Sydney,
      Nina

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  7. Ich hoffe das diese Paradies gerettet werden kann.

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