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Demonstrationen in Australien

Selten sieht man die Australier in Scharen auf die Straße strömen, um gegen etwas zu demonstrieren. Als kürzlich in Sydney ein Marsch zur Rettung des Great Barrier Reefs stattfand, waren geschätzte 2.500 Leute anwesend. Annähernd gleich viele haben an der Demo in Manly gegen die Jagd auf Haie teilgenommen. Um so mehr hat es mich verwundert, dass beim March in March, der vor ein paar Tagen in ganz Australien stattfand, mehr als 100.000 Leute gegen die aktuelle australische Regierung protestierten. In Sydney demonstrierten etwa 12.000 Menschen, in Melbourne waren es an die 25.000.

Ich hatte immer schon gehofft, es gibt sie irgendwo da draußen – diejenigen Australier, die nicht immer nur alles achselzuckend hinnehmen. Was hat also die Leute dazu bewegt, ihre No-Worries-Mentalität über Bord zu werfen, sich ein Schild zu basteln und gegen etwas zu protestieren? Der Frust auf einen einzigen Mann – Premierminister Tony Abbott – der schon jetzt als unbeliebtester Staatsführer in Australiens Geschichte gilt. Viele der Nachrichten waren direkt an ihn gerichtet. Unter anderem waren Sprüche zu lesen wie Abbott government planet killers; seeking asylum is a human right – shame on you Tony Abbott; open for business, closed for humanity; people before profit und the whole world is watching. Das Motto der vielen unzufriedenen Australier am vergangenen Wochenende lautete: Not in our name. Dies kann auch als Stellungsname zur internationalen Kritik gesehen werden, der Australien in letzter Zeit mit Themen wie Klimawandel, Flüchtlingspolitik und Umweltschutz vermehrt ausgesetzt war.

Die australische Regierung hat es in ihrer kurzen Amtszeit seit vergangenem September geschafft, viele Menschen zu vergraulen. Von der verschärften Flüchtlingspolitik und der Förderung des Kohlebergbaus im Naturschutzgebiet des Great Barrier Reefs einmal abgesehen, hat die Abbott Regierung auch die Jagd auf Haie genehmigt (von denen viele unter Artenschutz stehen), plant den Weltkulturerbestatus unberührter Wälder in Tasmanien aufzuheben (damit diese abgeholzt werden können), will in Zukunft die Fördermittel für erneuerbare Energien einstellen und möchte Kürzungen im Bereich Gesundheit und Bildung vornehmen, um die Staatskasse aufzubessern. Weiters hätte Tony Abbott gerne der Rundfunkanstalt ABC den Saft im Ausland abgedreht, nachdem er deren Berichterstattung als »nicht positiv genug« empfunden hatte. Zudem sollen bzw. sind bereits verschärfte Demonstrationsgesetze in Australien eingeführt worden.

Und was sagt Tony Abbott zu den Protesten gegen ihn und seine Politik? Er tat das ganze mit einem Lächeln und seinem typisch überheblichen Machogehabe ab. Soweit er informiert sei, sei die St. Patricks Day Parade der einzige Marsch, der am 16. März in Sydney stattgefunden hat. Dass ganz Australien demonstriert hat, wurde von den Politikern eiskalt ignoriert. Und nicht nur das, auch die Medien haben das Ereignis zum größten Teil totgeschwiegen. So schaffte es am Tag darauf nicht mal ein einziges Foto in die gedruckte Ausgabe des Sydney Morning Herald.

No worries!

3 Kommentare:

  1. Die Frage ist: Wie lange kann in einer Demokratie die Politik bei Demonstrationen wegschauen ....

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  2. Es tut ziemlich gut zu lesen, dass man in seiner Antipathie gegenueber der momentanen Regierung hier in Australien nicht alleine ist. Aber es ist schon schlimm, wenn die Medien nicht mitziehen, denn von ihnen haengt fast alles ab (Meinungsmache).

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